Ochsenschwanzragout

Sommer. Sommer? Sommer. Sommer?  So launisch und wechselhaft wie er eben nur hier bei uns in Deutschland sein kann, das wissen wir nicht erst seit gestern. Sommer in Deutschland ist nur ein grün angestrichener Winter- wußte schon Heinrich Heine.

Ein Sommer also der durchaus Platz läßt für Schmorgerichte die stundenlang im Backofen ihrer Vollendung entgegenschmurgeln.  Paradebeispiel für so ein Gericht ist und bleibt der Ochsenschwanz. Aus meiner Kinderzeit kann ich mich an Ochsenschwanzsuppe mit Madeira erinnern, so selten wie köstlich, auch wenn sie wohl überwiegend aus der Dose kam. Kinderaugen sehen über so etwas hinweg.

Neuen Antrieb erhielt die Sehnsucht nach dem Ochsenschwanz ganz klar durch dieses Internetz, bei Wolfgang  hab ich ihn erstmals wieder erspäht, aber es dauerte doch noch ein paar Jährchen bis zum Eigenversuch.  Anfang des Jahres wagte ich erstmals in meiner Stamm-Metzgerei einen Ochsenschwanz zu erstehen , die Zubereitung erfolgte in etwa nach diesem Rezept und war ein echter Knaller. So zögerte ich nicht lange als mir kürzlich beim Alb-Metzger Failenschmid ein vakuumierter Ochsenschwanz aus der Theke  zuzwinkerte diesen zu erstehen und fürs erste in den Tiefkühler zu verfrachten. Der Zeitpunkt für die Zubereitung ergab sich ganz einfach durch eine noch mehr als halbvolle Flasche Rotwein, die wir bei der Heimkehr aus dem Urlaub seltsamerweise vorfanden- wie es dazu kommen konnte ist unklar. Zeitgleich erreichte mich der aktuelle Rezepte- Newsletter von Martina und Moritz, mit dem Vorschlag eines badischen Ochsenschwanzragout. Und so wanderte Samstag abends der gefrorene

Ochsenschwanz , knapp 1 Kilo, samt einigen

Senf-, Pfeffer- und Pimentkörnern, ungefähr je 1/2 Tl

sowie 1 Zweiglein vom Lorbeer und

4 vom Thymian ins Rotweinbad, um dort langsam aufzutauen und simultan zu marinieren.

Am nächsten Morgen wurde Gemüse geschnippelt,

1 große Stange Lauch,

4 Möhren,

4 kleine weiße Zwiebeln,

die Stengel von einem Bund Petersilie und

einige zarte Stänglein Staudensellerie, letztere voller Stolz aus dem Hochbeet geerntet.

Den Ochsenschwanz nahm ich aus der Marinade, trocknete ihn ab und briet ihn in

2 El Schmalz kräftig an. Mit dem Schaumlöffel aus dem Topf gefischt mußte er Platz machen für das Gemüse, dem nachdem es ein wenig Farbe angenommen hatte- rühren, rühren, eventuell Schmalz zugeben- noch

2 Zehen Knoblauch

2 TL Paprikapulver edelsüß

1 El Granatapfelsirup

1,5 El Gemüsebrühepaste

1 Tl Quatre-Épices

zugefügt wurden. Nach einigen Minuten kam zu guter Letzt das Fleisch wieder in den Topf, genauso wie die Marinade und

1 Dose Tomaten

Ich ließ alles auf dem Herd einmal zum Kochen kommen und verfrachtete sodann den Topf samt Inhalt in den auf 110° vorgeheizten Backofen, so für etwa 4,5 Stunden.

Nach dieser Zeit fischte ich das Fleisch aus dem Topf, ließ es, meiner Finger wegen, etwas abkühlen, löste es von den Knochen und gab es in den Topf zurück. Zu guter Letzt fügte ich noch

1/2 Bund Petersilie, gehackt, hinzu.

Dazu gab es pfannengerührte grüne Bohnen mit Kartoffeln und bayrische Pfifferlinge denen wir nicht widerstehen konnten- einfach nur in Schmalz angebraten und mit etwas frischer Petersilie gewürzt.

Ein wahrhaftiges Sonntagsessen, bei dem das Wetter nebensächlich wird.

Eindeutig ist dies ein Gericht aus der Schatzkammer vorhandener Vorräte, eine Portion geht daher an Susanne Magentratzerl, mittlerweile gibt es in ihren Event-Zusammenfassungen  Rezepte in Hülle und Fülle für Alles erdenkliche was sich an Vorräten angesammelt haben könnte. Danke, Susanne!

 

 

Merken

15 Gedanken zu „Ochsenschwanzragout

  1. ein feines Schmorgericht, das ja nun wirklich ziemlich viel Arbeit macht. Das habe ich mir dann für nasskalte Herbst-Tage auf ;-) Wir haben hier im Tessin gerade noch herrlich sommerliches Wetter auch wenn man abends schon beim Draussensitzen Jacke oder Schale gebrauchen kann.

    1. Liebe Sabine
      ich fand diese Zubereitung garnicht so aufwendig, am Längsten war ich mit Gemüse schnippeln beschäftigt.
      ich wünsch euch noch schöne Tage im Tessin! Irgendwann steuern wir unsre Fortuna auch an dieses Eckchen…. bestimmt.

  2. Ochsenschwanzsuppe aus der Dose, habe ich zwecks Kindheitserinnerung erst kürzlich einmal erstanden. Schmeckte nicht wie erinnert, lag aber wohl daran, dass mein Vater sie immer bis zur Unkenntlichkeit verfeinert hat mit viel Portwein und frischer Ochsenzunge. :-)

      1. Öööh, ich glaube, da muss ich demnächst schon unsere Wintersachen für den Deutschlandurlaub raussuchen. Wie doof ist das denn! :(

  3. Wirklich Max und Moritz? :-)
    Ich liebe Ochsenschwanz. Die Suppe gab es bei meinen Eltern auch immer, mit Sherry und nicht aus der Dose. Lieblingssuppe.
    Das Rezept hatte ich mir schon notiert, aber wenn du so begeistert bist, dann kommt es jetzt etwas früher dran.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..