Jaja, ich weiß, Ostern ist vorbei. Man bedenke jedoch- das nächste Osterfest kommt bestimmt. Osterbrote werden traditionell in verschiedenen überwiegend katholischen Gegenden gebacken, östlich bis südöstlich gelegen, von mir aus betrachtet. Die Zutaten wie Safran für das wiederkehrende Licht und Trockenfrüchte für ein fruchtbares Jahr zeigen eine gewisse Symbolkraft, zudem darf nach der langen Fastenzeit wieder in Eiern und Butter geschwelgt werden. Die Brote werden am Karsamstag gebacken, im Gottesdienst gesegnet und am Ostersonntag auf der Frühstücks- oder Kaffeetafel angeschnitten. Die italienische Colomba di Pasqua fällt in diese Kategorie genauso wie der russische Kulitsch oder die böhmische Osterpinze.
Wie geschaffen für Peter und sein Event zum Luther-Jahr:
Religionen der Welt kulinarisch.
Ein wirklich schönes, anspruchsvolles Thema, ich bin schon sehr gespannt auf die ganzen Rezepte und Geschichten und habe fest vor noch einen zweiten Beitrag einzureichen, die Recherchen laufen.
Zurück zum Osterbrot! Meine erste Begegnung mit dieser Köstlichkeit fand in Bad Wimpfen statt, vor Jahrzehnten, da war ich noch nicht einmal im Teenager-Alter. Dennoch hat mich dieses Gebäck so beeindruckt dass ich jedesmal während der österlichen Zeit Sehnsucht nach Bad Wimpfen empfand, so ziemlich der westlichste Zipfel den dieses Traditions-Gebäck in den frühen 70er Jahren erreichte. Seit einigen Jahren gibt es auch hier Bäckereien die etwas in der Art anbieten, was aber allenfalls ein müder Abklatsch meiner Erinnerung sein kann. Also schritt ich endlich zur Tat.
Die Vorbereitungen beginnen bereits am Vortag, um die Mittagszeit frische ich meine
Lievito Madre auf, zweige 220g davon ab und lasse dies im Backofen bei angeschalteter Lampe ungefähr 6 Stunden sich entfalten.
Zeitgleich weiche ich
30g Zitronat
40g Orangeat, beides aus Eigenherstellung, siehe hier *klick*
50g Rosinen in
100 ml Orangenblütenwasser ein.
Am Abend gieße ich die Flüssigkeit ab in ein Gefäß, erwärme sie und löse darin
6-8 Fäden Safran auf. Zitronat und Orangeat werden im Zerkleinerer ziemlich klein zerhackt.
Zum Vorteig kommen
450g Mehl Typ 550
25g Marzipan
75g Zucker (braun)
125g Butter
3 Eier
9g Salz
100 ml Milch
Safran-Orangenwasser
50g Mandelspitter
0,1g Trockenhefe – ganz ohne habe ich mich bei dem doch ziemlich schweren Teig nicht getraut.
Alles wird gründlich miteinander verknetet- diesmal hatte ich nur das Handrührgerät zur Verfügung, dem mußte ich immer mal eine Pause gönnen. Ganz zum Schluß, wenn der Teig eine gute Bindung zeigt und sich weitgehend vom Schüsselrand löst kommen die eingeweichten Rosinen sowie das zerhackte Zitronat und Orangeat dazu und werden gleichmäßig mit verknetet.
Der Teig darf nun, gut abgedeckt, im kühlen Zimmer (ungefähr 15°) über Nacht gehen.
Am nächsten Morgen wird zunächst der Guß aus
50g Puderzucker
1 kleines Eiweiß zusammengerührt, dann kommen
50g Mandelsplitter hinzu. Bei einer Wiederholung empfehle ich noch 30g gemahlene Mandeln zuzufügen- die standen sogar auf meinem Zettel, ist mir dann später aufgefallen.
Der Teig wird auf die bemehlte Arbeitsfläche gestürzt, in zwei Teile geteilt und jede Hälfte zu einem runden Laib gewirkt. Die Laibe kommen auf ein Blech mit Backpapier, werden dick mit dem Guß bepinselt und anschließend dick mit
Puderzucker bestäubt. Es schließt sich eine weitere Geh-Phase von 1-2 Stunden an, die puderbezuckerte Oberfläche sollte eine Art Craquelé -Muster aufweisen.
Gebacken wird ungefähr 40-45 min bei 160° Umluft. Und leider, leider hat sich der Guß dabei teilweise von der Teig-Oberfläche verabschiedet, ist einfach abgerutscht. Dem Geschmack tat dieser kleine Makel keinerlei Abbruch- den ersten Laib haben wir nach einem Sonntagsspaziergang zu Hälfte geradezu inhaliert- zu zweit, wohlgemerkt.
Ostern ist vorbei, ich weiß…. und doch paßt an dieser Stelle eine Verneigung vor
Johann Sebastian Bach.
Das sieht toll aus, das kann man auch noch nach Ostern essen :-).
unbedingt, liebe Susanne, unbedingt. Vor Allem in einer Gegend wo es das traitionell soweiso nicht gibt, nicht zu Ostern und auch nicht wann anders.
Danke Christine für Deine Beteiligung am (scheinbar zu komplizierten) Blogevent.
Hat mich sehr gefreut.
Und da ich noch nie in Bad Wimpfen war, wird einer unserer nächsten
Ausflüge dorthin führen. Leider müssen wir dort ohne Osterbrot zurecht kommen.
Mit leckerem Gruß,
Peter
Na, du hast ja jetzt ein konkurrenzfähiges Rezept, und lebst eh in der Gegend in der dieses gebäck zu den Traditionen gehört, im Gegensatz zu mir.
Ich bin sehr gewillt noch einen weiteren Beitrag zu verfassen und finde dein Event äußerst ansprechend- es bedarf halt etwas der Recherche.
Das Rezept nehme ich mir mit für Zeiten, in denen ich wieder Zitronat und Orangeat habe. Zu meine Leidwesen habe ich schon alles aufgebraucht.
Ich war spät dran mit meiner Produktion und kann noch aus dem Vollen schöpfen, zum Glück! Wobei ich momentan garnicht weiß was ich damit noch anfangen soll, es fehlt grade an Ideen.
Ich sehe das wie Susanne, so ein feines Brot geht das ganze Jahr über! :-)
zumindest bei entsprechender Bevorratung mit Zitronat und Orangeat….
[…] Osterbrotvon Anna C., Anna Antonia – HerzensangelegenheitenAnna hat sich an ein Osterbrot gewagt, fand die Recherchen zu den Hintergründen schon ganz interessant und über ihr Backwerk ist nicht nur sie sehr erfreut- es kam hervorragend bei allen die probieren durften an. […]