Rezensionen
„Ein Bauch spaziert durch Paris“ von Vincent Klink
Die süddeutsche Zeitung schrieb: Dieser Sterne- und Fernseh-Koch schreibt besser als die meisten Menschen, die mit Schreiben ihr Geld verdienen. – Ein Satz dem ich mich nur anschließen kann, wenn ich mir so unsere Tageszeitung, immerhin die führende der nächsten Großstadt, betrachte.
2015 erschienen und nun als Taschenbuch erhältlich, ist dies das erste seiner kulinarisch-kulturellen Reisebücher, Herr Klink nimmt uns mit in diese faszinierende Stadt- die ich in meinem Leben übrigens noch nie besucht habe- die Ausflüge finden zu unterschiedlichen Jahreszeiten statt, mal in Begleitung des einen oder anderen Familienmitglieds, mal ist er auch alleine unterwegs. Klar geht es bei ihm immer wieder um das feine und köstliche Essen, genauso viel Lesezeit verbringen wir aber auch in Museen, oder bewundern architektonische Besonderheiten. Viele Berühmtheiten kommen zu Wort, unter anderem der von mir geschätzte Heinrich Heine, der bereits 1821 warnte- dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.
Das Buch ist sehr persönlich, wer seinen Stil (zu kochen wie zu schreiben) nicht mag, wird logischerweise keine Freude damit haben. Ich hingegen könnte mir dies durchaus als Führer für genußreiche Besuche vorstellen, wobei vermutlich manche Lokalität den finanziellen Rahmen sprengen würde, wie eine Nacht im Hotel Bristol (Betonung auf der letzten Silbe, wer „Bristl“ oder gar schwäbisch “Brischtl“ sagt, wird vom Taxifahrer nicht verstanden). Zuhause kann dann der Paris-Sehnsucht mit den in den Text eingestreuten Rezepten gefrönt werden, angefangen von Hühnersuppe mit Matzenklößchen über Borscht bis hin zur Creme Chantilly.
Wien sowie Venedig sind weiter Ziele, die Herr Klink, immer dem Bauch, den Büchern, Kirchen und Museen nach, bereist und beschrieben hat, und das auf eine Art und Weise daß ich sogleich an‘s Kofferpacken gehen möchte.
Inspector Ian-Rutledge-Reihe von Charles Todd
Ich könnte auch betiteln: Ian Rutledge und die schlaflosen Nächte, hat mich dieser Inspector doch durch die letzten Monate meiner Berufstätigkeit begleitet, wenn ich nachts wach wurde und zu grübeln anfing griff ich zum reader. So las ich mich überwiegend nächtens durch alle 24 Bände der Reihe, in english, versteht sich. Auf deutsch sind die ersten 12 Bände erhältlich…
Wir befinden uns in England, nach dem 1. Weltkrieg, the Great War, wie er dort genannt wird. Inspector Rutledge kehrt nach Meinung seiner Ärzte zu früh in seinen Dienst bei Scotland Yard zurück. Zwar körperlich unverletzt, leidet er unter „shell-shock“ – zu deutsch „Kriegneurose“ – ausgelöst durch einen Granateneinschlag der ihn begrub, gemeisam mit dem Soldaten den er aus disziplinarischen Gründen erschießen mußte. Dieser Corporal, Hamish Macleod, lebt nun als Geist in Rutledges Bewußtsein weiter. Sie führen Gespräche, er mischt sich in Vieles ein und sitzt im Auto immer links hinter Rutledge. Dieser lebt in beständiger Furcht, jemand könnte hinter das Geheimnis seines Geists kommen- was sich durchaus hinderlich auf sein soziales wie berufliches Umfeld auswirkt.
Die Fälle- Morde, jeder einzelne, aus den unterschiedlichsten Gründen, werden von seinem Vorgesetzten nur deshalb an ihn delegiert weil er ihn gerne loshätte und auf Rutledges Scheitern spekuliert. Was aber nicht passiert, der Inspector löst- oft auf recht dramatische Art und Weise, die Fälle und findet die Schuldigen.
Viele Stunden verbringt Rutledge auf nächtlichen Straßen kreuz und quer durch England fahrend, mit Hamish auf dem Rücksitz, was zu meinen nächtlichen Lesestunden gut gepaßt hat, so rein atmosphärisch. Viel Tee in Thermoskannen und Sandwiches helfen auf diesen Fahrten wach zu bleiben.
Charles Todd schrieb die Serie gemeinsam mit seiner Mutter, die leider dieses Jahr verstarb- ob es also weitergeht ist fraglich. Wer eine ruhige Erzählweise und englisches Flair schätzt wird an den Abenteuern Freude haben- es muß ja nicht grade in Verbindung mit schlaflosen Nächten sein.
Männer in Kamelhaarmänteln von Elke Heidenreich
Immer lesenswert, diese Autorin, egal ob es um Kolumnen, Kurzgeschichten oder Romane handelt- ich mag sie und ihre Schreibe.
In diesem Buch versammelt sie Erlebnisse, die in irgendeiner Art und Weise mit Kleidungsstücken verbunden sind- oder auch andersrum, Kleidungsstücke die mit besonderen Erlebnissen verbunden sind. Mal heiter bis lustig, mal melancholisch, Situationen in denen sich frau sofort wiederfindet oder auch welche die man lieber nicht erleben möchte.
Der Mann im Kamelhaarmantel- niemand kann diesen Mantel so tragen wie ihr überwiegend abwesender Vater, alle anderen sind Blender und Betrüger.
Die Mutter taucht öfter auf, beispielweise mit einem Trick, wie sie sich Handschuhe und Schals oder Mützen im Fundbüro ergattert, oder wie nach ihrem Tod alle Kleider nochmals aus der Ramschkiste geholt wurden um die in allen Taschen versteckten Geldmünzen und Scheine zu finden, eine veritable D-Mark-Sammlung nennt Frau Heidenreich nun ihr eigen.
Herrlich auch der Bericht zur Eröffnungsrede der Salzburger Festspiele, im Kleid mit Mottenlöchern, oder über Eitelkeiten berühmter Komponisten- “ Wartet bloß, was ich für tolle Krawatten dabei habe“ soll Maurice Ravel beim Einlaufen in den New Yorker Hafen seinen Fans zugerufen haben.
Tolle und wunderschöne Roben erleiden Schicksale und werden seltenst getragen, bei Rühmanns muß frau ordentlich gekleidet sein- ach, ich kann die Vielzahl der Geschichten hier garnicht erfassen und rufe euch nur zu- lest dieses Buch, verschenkt dieses Buch, es bringt Freude in‘s Leben 😊
Alle Bücher sind selbstgekauft in den Buchhandlungen meines Vertrauens- am Besten macht ihr das auch so
Das Klink-Buch klingt enorm reizvoll! Danke für den Tipp!
Dir als Plauderer gefällt dir der bestimmt!
Bin ich ein Plauderer? 😀
Im besten Sinne ja, denke ich 😊
Besondere Lust habe ich jetzt auf das Buch von Elke Heidenreich. :) Danke für die immer wieder schönen Buchvorstellungen!
Es ist mir ein Vergnügen 😁und ganz besonders wenn ich dein Interesse wecken kann
Ich seufze mal ganz tief bei deiner Rezension vom Klink-Buch. Scheint, als müsste das hier einziehen …
Oh ja, das fühlt sich bestimmt wohl bei dir- vielleicht auch das über Venedig. Wien wirst du ja kennen 😉😊