Die Würde des Menschen

Reisen ist schön. Heimweh? Trotz meiner gelegentlich hypersensiblen Natur, Heimweh war mir schon als Kind vollkommen unbekannt. Viel zu viel zu tun all die Eindrücke um mich herum wahrzunehmen, das Neue, Unbekannte zu genießen.

Keine Reise ohne Literatur, seit ich des Lesens mächtig bin kommen Bücher mit. Beginnt eine Reise an einem Flughafen oder Bahnhof ist der Besuch einer dort angesiedelten Buchhandlung geradezu Pflicht, das Angebot unterscheidet sich doch immer von der Stammbuchhandlung zuhause. Da Mr. B. dem Stöbern im Buchladen ebenso gerne frönt kam es dass wir zur letzten Reise neben einem e-reader mit einer ungenannten Zahl an noch zu lesenden Büchern ganze 7 „echte“ Bücher im Gepäck hatten, solche aus Papier… kaum zu fassen. Natürlich wurde nur ein kleiner  Teil tatsächlich gelesen, einem davon möchte ich hier und heute etwas mehr Raum geben.

Denn es geht um Recht, Gerechtigkeit, Menschenwürde, moralisches Empfinden- und darum wie unvereinbar all diese Begriffe immer wieder sein können, jenachdem aus welcher Perspektive und in welchem Zusammenhang sie betrachtet werden.

Das Buch hat den Titel

Die Würde des Menschen ist antastbar

darin enthalten sind 13 Essays die Ferdinand von Schirach für den Spiegel geschrieben hat.

Klingt irgendwie sehr intellektuell, nicht wahr? Nun bin ich zwar eine intelligente Frau, lese aber doch überwiegend zu meinem Vergnügen, zumal im Urlaub, da ist Entspannung gefragt. Ein ganz besonderes Vergnügen stellt das gegenseitige Vorlesen  einzelner Textpassagen dar, davon habe ich hier schon einmal berichtet. Ferdinand von Schirach, der Rechtsanwalt für Strafrecht, schreibt so dass es eine Freude ist zu lesen, still für sich alleine oder gemeinsam. Eine klare schnörkellose Sprache, kurze, prägnante Sätze. Und was er schreibt, geht uns alle an.

Die 13 Geschichten nehmen sich allerhand aktueller Themen an, angefangen von der Titelstory in der es um den Wert eines Menschenleben geht. Was geschieht wenn jede Entscheidung Menschenopfer fordert? Wer entscheidet, und auf welcher Grundlage? Steht auch einem Verbrecher, oder bösen Menschen, der Schutz unsres Grundgesetzes zu?

Läßt sich die ausgeübte Berufung zum Schriftsteller vereinbaren mit einem normalen Berufsleben, sei es als Anwalt ( oder vielleicht Apothekerin, Ärztin, Ingenieurin) ? Eher nicht, so viel sei verraten, und es macht Freude zu lesen wie es zu dieser Erkenntnis kam.

Die Notwendigkeit des Feminismus, von Rauchern und reinen Menschen, wofür ein i-pad nützlich ist, mehr über objektives Recht und subjektive Gerechtigkeit und deren immer wieder in Erscheinung tretende Inkompatibilität-  Die Geschichten sind sehr gut zu lesen, sie regen an, zum Nachdenken, zum Gedankenaustausch, ja, sogar zum Schreiben wie hier zu sehen ist.

Also lest, denkt nach, diskutiert, meldet euch zu Wort, hier, bei den Herzensangelegenheiten,  und überall dort wo es euch angebracht erscheint.

11 Gedanken zu „Die Würde des Menschen

  1. Ich mag die „Krimis“ von Ferdinand von Schirach sehr, auch wenn sich beim Lesen erschreckende Abgründe auftun. Und es klngt, als sollte ich mir dieses Buch auch mal vornehmen. Danke für’s Vorstellen.

    1. Für mich war das Buch der erste Kontakt, abgesehen von einem gelegentlichen Blick in die Verfilmungen, die mich eher abgeschreckt haben mit ihrer Düsterkeit. Jetzt bin ich angefixt, und werde auf jeden Fall weiterlesen, obwohl Krimis eher nicht zu meiner Lieblingslektüre gehören.

  2. Interessant – ich kenne diesen Autor bisher nicht (und bin immer für Krimis zu haben). Bei dem Familiennamen wundert es mich allerdings nicht, dass in seinen Büchern eine gewisse Düsterkeit enthalten ist.
    Als unsere Regale die vielen Bücher nicht mehr beherbergen konnten, und einige geliebte, jahrzehnte alte Paperbacks (Georgette Heyer!) immer zerfledderter wurden, habe ich mir ein Kindle zugelegt, und sie durch e-Bücher ersetzt (soweit vorhanden). Zum Reisen finde ich den e-Reader ungeheuer praktisch – vorher hatte ich immer etliche Bücher im Gepäck und musste am Urlaubsort noch mehr kaufen, um genügend Lektüre zu haben.
    Frohe Ostern,
    Karin

    1. Als düster würde ich diese Geschichten nun nicht grade bezeichnen, sie machen allerdings sehr nachdenklich und bieten Diskussionsstoff.
      Und den Reader schätze ich auch sehr, allerdings Georgette Jeyer hab ich nur in englisch gefunden, dabei sind doch die alten Original- Übersetzungen so zauberhaft geschrieben…. Ich hab noch ne Menge Klassiker, Oscar Wilde, Jane Austen und dergleichen die es anfangs kostenlos gab, auf dem Reader, so dass auch in absoluten Notfällen der Lesestoff nicht ausgeht. Höchstens der Saft…..

  3. Ich mag den Autor ganz gerne. Dein Buchtipp klingt spannend. Wenn doch nur mein Stapel ungelesener Bücher nicht ohnehin schon so riesig wäre… Aber dann lade ich es halt als eBook runter. Dann fällt es nicht so auf *hihi*

    1. ist aber nur ein schmales Bändchen… mit viel Futter fürs Hirn, zumindest mich beschäftigt der Inhalt sehr. Sonst hätte ich nicht in dieser Ausführlichkeit berichtet…

      1. Das habe ich vermutet und eben deshalb bin ich schon sehr gespannt. Ein Hirn muss schließlich gut versorgt werden. ;-)

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