Kulturblick- ein Versuch

„Blick“ trifft mein Verhältnis zu Kultur nur unzureichend. Wer mich kennt weiß-  meine Liebe gehört der Musik und da kommt es bekanntlich mehr aufs Hören als auf den Blick an. Gibt es denn überhaupt ein Wort, dem „Blick“ vergleichbar, um Hören zu beschreiben?

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#Kultblick

wurde ich durch den von mir sehr geschätzten Peter, der durchaus gerne über den Rand seines Kochtopfs hinausblickt und so sitze ich nun hier und versuche meine unscharfen Gedanken zum Thema in interessante Worte zu fassen.

Ich ziehe den Brockhaus zu Rate- dessen philosophische Erklärungen tragen eher zu Verwirrung und Kopfschmerzen bei, ich verlasse ich dieses Terrain und grabe stattdessen in meinen Kindheitserinnerungen.

Aufgewachsen in einer kulturell interessierten Familie war „Kultur“ irgendwie immer um mich. Sei es dass Schallplatten- Brahms, Beethoven, Tschaikovsky gehört wurden, meine Mutter mit Anneliese Rothenberger Arien schmetterte oder sich Teile der Nachbarschaft um den einzigen Fernseher im Haus versammelten wenn Jazz-Größen wie Ella Fitzgerald oder Sammy Davies jr dort zu sehen waren- was damals wie heute meist zu nächtlicher Stunde geschah.

Kultur zum Anschauen fand auf Reisen statt, auf der Fahrt zu Verwandten und Freunden der Eltern gab es Abstecher und so lernte ich schon früh im Leben etliche Burgen, Schlösser und andere Kulturdenkmäler quer durch Deutschland kennen. Mein Vater war es, der all diese Örtlichkeiten im Kopf hatte, seine „Großartig“- Ausrufe sind mir gut im Gedächtnis geblieben.

Museen, Ausstellungen- damit kam ich erst als Erwachsene in Berührung und stelle fest, mit einer kompetenten Führung macht diese Art Kulturgenuß mir mehr Freude. Da haben wir es wieder, das Hören…

Die liebsten kulturellen Ereignisse sind mir- Konzerte, Bühnenauftritte mit Musik, ab dem denkwürdigen Ereignis meines ersten Opernbesuchs. Gerade mal 14 Jahre jung, durfte ich mit meiner Mutter im Stuttgarter Großen Haus „Carmen“ erleben. Ein Erlebnis auch für meine Mutter, sie meinte amüsiert ich hätte eine gute Carmen abgegeben, verzaubert saß ich nicht mehr im Publikum, mein Geist befand sich vollständig zwischen den Akteuren auf der Bühne.

Was kam danach? „Faust“ , die Peymann-Inszenierung in Stuttgart, legendär nach wie vor.

Zauberflöte, immer wieder, zuletzt in Bregenz-grandios.

Deep Purple, mehrfach, John Lord an den Keyboards, unerreicht.

Phil Collins, BAP, EAV, Elton John, Stephan Suhlke, Queen, Die Füenf, Kienzle und die Frotzler, Herrn Stumpfes Zieh-und Zupfkapelle,  ein Schlafkonzert; immer wieder gab und gibt es ein derartiges Highlight, die Verzauberung wirkt noch immer.

Zum richtigen Highlight, Glanzpunkt meines Lebens wird ein Konzerterlebnis dann wenn ich selber auf der Bühne stehe, und sei es in einem Dorf-Chor.  Wöchentliche Proben, Erarbeitung choreografischer Elemente, den endgültigen Ablauf festlegen und mit einer pfiffigen Moderation umrahmen, die Vorbereitungszeit von über einem Jahr erscheint immer zu knapp sobald der Termin in sichtbare Nähe rückt. Dann der große Auftritt, Lampenfieber, Lächeln, Applaus- unbeschreiblich.
Ist der große Abend (oder zwei, wie in unsrem Fall) vorüber, beginnt die Arbeit am nächsten Konzert-Projekt.

Ganz bewußt schreibe ich Arbeit, denn Kunst zu schaffen, egal in welchem Genre, ist mit viel Arbeit verbunden. Ich habe von Schrifstellern gelesen, die genau wie Büro-Menschen nach einem festen Stundenplan ihrer Schreib-Arbeit nachgehen. In die bildnerische Künstlerszene habe ich wenig Einblick; sehr gut kann ich mir vorstellen wie Auftrags-Arbeiten Termindruck erzeugen, oder wieviel Arbeit anfällt bis eine Künstlerin mit dem freien Verkauf ihrer Werke ihren Lebensunterhalt bestreiten kann. In der Musikszene kenne ich mich gut genug aus um zu wissen wieviel Arbeit erforderlich ist um die Idee, die Inspiration, den künstlerischen Funken, dem Publikum zu präsentieren. Das Honorar hierfür muß über Applaus hinausgehen.

Hier schließt sich für mich ein Kreis zu meiner beruflichen Tätigkeit. Ich leiste meinen Beitrag zur Gesundheit der Menschen, ein Tätigkeitsfeld dessen Honorierung den Akteuren ebenso einen angemessenen Lebensunterhalt ermöglichen sollte- die Freude über jeden Menschen dem geholfen wurde macht leider nicht satt.

Ich schließe mit einem Zitat von Lionel Feininger:

Kunst ist nicht Luxus, sondern Notwendigkeit.

In diesem Sinne: The Show must go on!

 

 

 

11 Gedanken zu „Kulturblick- ein Versuch

  1. Liebe Christine,

    auch dir ein ganz dickes Dankeschön für deinen #KultBlick – wir kommen heute kaum hinterher, da es 7! Eingänge gab und damit 57 Artikel da sind – unglaublich! Gerade der letzte von Nadine berührt sich sehr mit dir und trotzdem seid ihr anders: http://diekulturreferentin.de/2017/10/20/theater-theater-eine-kindheitserinnerung/ – beide wunderbar!

    Ich finde es einfach nur herrlich, wie du mir deine Passion näherbringst. Ich bin heilfroh, dass Peter dich animierte mitzumachen – uns wären sonst famose Gedankengänge entgangen.

    Die Blogparade müssen wir noch auf uns wirken lassen. Sie haut mich einfach um, ob der tiefsinnigen Gedankenwelt, die wir aus euch herausgekitzelt haben. Ich bin schwer begeistert!

    Herzlich,
    Tanja

    1. Liebe Tanja, danke für deine herzlichen Worte und Begeisterung. Die Themenwahl ist mir schwer gefallen, es gibt durchaus auch noch andere Berührungspunkte zu Kultur in meinem Leben. Also- danke für die Denk-Anstöße und ein neues Thema auf meinen Seiten
      schönes Wochenende
      Christine

  2. Liebe Christine,
    danke für die Erwähnung und für Deinen tollen Beitrag zum Thema.
    Außerdem – neue Gemeinsamkeit entdeckt: das Interesse für alles mögliche wurde wohl durch unsere beiden Väter geweckt….

    Herzlichst, Peter

  3. […] Preise: Jeweils 2 Freikarten an: -> Stephanie Buchholz: „Die Stadt unter der Stadt“ -> Indira Kaffer-Schmickler: „Blogparade „#Kultblick“ vom Archäologischen Museum Hamburg“ -> Katrin Krumpholz: „Von Kunst zur Natur: mein beruflicher KultBlick (Blogparade)“ / „Von Kunst zur Natur: mein privater KultBlick (Blogparade)“ Die Publikation „Mythos Hammaburg“ geht an: Marcus Coesfeld vom Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen e.V.: „#Kultblick in den Spiegel“ Die Publikation „Die Harburger Schloßstraße“ geht an: Christine Bayer: „Kulturblick- ein Versuch“ […]

  4. […] Schmidbauer: „mein #KultBlick – mittendrin statt nur dabei“ (20.10.2017) 54. Christine Bayer: „Kulturblick- ein Versuch“ (20.10.2017) 55. Daniela Sistermanns, Marta Herford – Museum für Kunst, Design und Architektur: […]

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