Lesefutter #22- Anne Perry

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Anne Perry teilt sich mit Agatha Christie und Karl May die Ehre ein umfangreiches Romanwerk hinterlassen zu haben, von dem ich nahezu alles gelesen habe. Nun ist sie gestorben- Anlass ihr und ihren Figuren einen ganzen Post zu widmen.

Aufmerksam wurde ich durch eine Listenaktion in einer facebook-Büchergruppe zum Thema herausragende Figuren in Büchern, in einer dieser Listen wurde Hester Latterly, eine Figur von Anne Perry, beschrieben. Der Start der Serie (hier etwas ausführlicher) liegt zeitlich etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Hester Latterly ist eine Krankenschwester die mit Florence Nightingale im Krim-Krieg große Erfahrung gesammelt hat. William Monk ist Polizist, der bei einem Unfall sein Gedächtnis verloren hat und dennoch weiter seinem Beruf nachgeht. Die beiden treffen bei Ermittlungen aufeinander, daraus entsteht im Lauf der Serie ein Vertrauensverhältnis, der eine baut auf die Hilfe der anderen und umgekehrt und die beiden ergänzen sich mit ihrem Wissen und ihren Methoden genial. Die Figuren entwickeln sich im Lauf der Serie- gleich zu Ende des ersten Bandes schmeißen sowohl William wie Hester ihre Posten hin und schlagen sich über mehrere Bände mit Privataufträgen durch. Der Katalog der Verbrechen die sie aufklären könnte teilweise auch heute geschehen- Erpressung, Kindesmißbrauch, Kinderprostitution, Falschgelddruckerei, Anlagebetrug- die Ermittlungsarbeit gestaltet sich allerdings sehr anders, ohne Fingerabdrücke und sonstige heute nutzbare forensische Methoden und Erkenntnisse.

Ein paar Jahrzehnte später startet die Reihe um Charlotte und Thomas Pitt, ebenfalls noch in viktorianischer Zeit. Pitt klärt die Ermordung von Charlottes Schwester auf, dabei lernen sich die beiden kennen und werden ein Paar. Die Reihe ist lesenswert, auch wenn sie mir nicht ganz so gut gefallen hat wie Hester und Monk. Thomas wird irgendwann Chef der „Special Branch“ , der Zweig der Polizei die für den Geheimdienst arbeitet, und für meinen Geschmack tauchen etwas zu viele Anarchisten auf, auch verschwindet Charlotte aus den Ermittlungen weitgehend. Dafür gibt es andere spannende Charaktere, etwa Großtante Vespasia, sehr reich, mit sehr guten Verbindungen und immer hilfreich, oder Charlottes Oma die jeglicher positiven Stimmung jederzeit einen scharfen Dämpfer verpaßt.

Zeitlich nach der Jahrhundertwende ist die Reihe um Daniel Pitt und Miriam fFord Croft angesiedelt, er Anwalt und Sohn der bereits erwähnten Charlotte und Thomas Pitt, sie Pathologin und Gerichtsmedizinerin- für diese Zeit als Frau äußerst ungewöhnlich. Ich als Naturwissenschaftlerin empfinde die Thematik als äußerst spannend- wenn beispielsweise mit neuen Methoden bewiesen wird dass ein Mensch erschlagen wurde, bevor das Feuer ausbrach- und wie Miriam darum kämpfen muß dass ihre korrekte wissenschaftliche Analyse akzeptiert wird. Sechs Bände umfasst die Reihe- ich hätte mich sehr über weitere Abenteuer der beiden gefreut.

Last not Least erschuf Frau Perry die Fotografin Elena Standish, angesiedelt in der Zeit zwischen den Weltkriegen, die unverhofft in Spionage-Aktivitäten verwickelt wird. Einen Band der Reihe habe ich hier ausführlicher vorgestellt.

Anne Perry hat es geschafft, mich mit ihren zeitgeschichtlich interessanten Geschichten zu packen, und ihre Figuren, vor Allem die starken, unangepaßten Frauen finde ich faszinierend, das Bild der jeweiligen Ära und des jeweils akzeptierten und geforderten Frauenbildes ist spannend zu lesen und ich bin froh um die Möglichkeiten und Freiheiten unserer Zeit und unserer Gesellschaft.

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