Während meiner schon etliche Jahrzehnte zurückliegenden Schulzeit habe ich zwei Jahre lang das Angebot“ Russisch AG“ genutzt, nach einem Volkhochschulbuch haben wir mit einer sehr netten Lehrerin angenehme Stunden verbracht. Leider sind mangels praktischer Anwendungsmöglichkeiten äußerst wenige Kenntnisse hängengeblieben- eine des faszinierenderen war dieser spezielle Buchstabe im russischen Alphabet, der letzte dieses Gerichts:
борщ
für den wir ganze 7 lateinische Buchstaben benötigen: schtsch. Unglaublich, oder?
Nun ist allgemein bekannt dass ich keine Freundin roter Bete bin- mit Borschtsch mußte ich mich dennoch näher beschäftigen, ist doch Mr.B. Großer Fan dieses herzhaften Eintopfs. Einmal schon nach verschiedenen Quellen aus diesem Ínternet zubereitet, fand ich das Gericht durchaus passabel- und als ich in meinem neuesten Buch über das Rezept „Borschtsch á la Markus Wolf“ stieß, empfohlen von Herrn Vincent Klink, war klar- das mußte dringend getestet werden. Zumal noch mit der Geschichte im Hintergrund: Lenin hat während seiner Schweizer Exil-Jahre den Borschtsch auf diese Art verfeinert, sein handgeschriebenes Original- Rezept wurde gestohlen, bei Sotheby‘s versteigert und tatsächlich von Markus Wolf, damals schon im Ruhestand, sichergestellt, der Nachwelt in einem Buch erhalten, Meister Klink hat es in seinen Tagebüchern veröffentlicht.
Und so gehts:
1 Entenbrust (hier ca 500g) wird gesalzen (im Wiederholungsfalle schon am Vorabend) und bei mittelschwacher Hitze zunächst ca 20 min auf der Hautseite angebraten, so dass das Fett gut austritt, dann noch ca 5 min auf der Fleischseite, dann beiseite gestellt, zum Beispiel in der Wärmeschublade. Im ausgetretenen Entenfett wird
1 Schalotte, feingeschnitten und
1 Zehe Knofi, ebenfalls feingeschnitten, angeschwitzt, mit
1 l Fleischbrühe abgelöscht, – hier gab es Rindfleischsuppe aus dem Eis, sogar mit Fleischeinlage. Kocht diese Brühe, werfen wir
ca 350g Weißkohl (ungefähr 1/2 kleinerer Kopf) in „pfennig-große Stücke geschnitten“ hinein sowie
1 rote Bete, geraffelt, ein Gewürz-Ei gefüllt mit
Pfeffer und Koriander, grob gemörsert
1 Stück Orangenschale
1 Lorbeerblatt kommt hinzu, 10 Minuten darf das Gemisch köcheln. In der Zwischenzeit schneide ich die Entenbrust in Streifen, einigermaßen löffelgerecht, und bereite noch die Garnitur vor-
Meerrettich, gerieben
Dill, feingehackt
Creme Fraiche.
Sind die 10 min um, kommt die Entenbrust in die Suppe, darf nochmals 2 min ziehen, abgeschmeckt wird mit
Pfeffer,
Salz,
Zitronensaft
und fertig ist die genußreiche Suppe.
Überraschend in mehrerlei Hinsicht- schnell zubereitet, schmackhaft, low carb noch dazu- was will frau mehr?
Mein Beitrag zu Julias „#entstaubte Klassiker“– durch die aus dem Eise befreite Brühe passend zum Monatsthema „Resteverwertung“.
Und obendrauf ein russischer Klassiker aus der Revolutionszeit!
Oh, Borschtsch mit Entenbrust – das ist ja eine tolle Variante. Defintiv etwas für mich; ich liebe Ente. Und Rote Bete…
ja, das schmeckt richtig klasse mit der Ente, nächstes Mal sollte ich die Menge vergrößern, so gut kam das an.
Borschtsch steht seit Ewigkeiten auf meiner „to cook“-Liste. Toll, dass ich jetzt ein geprüftes und für gut befundenes Rezept hier habe. Danke fürs „Entstauben“ dieses herrlichen Klassikers!
Das wird dir gefallen, liebe Julia- bin ich fest davon überzeugt- grade bei dem Wetter momentan.
Ich bin in meiner Jugend mal mit der Transsibirischen Eisenbahn gereist. Da gab es jeden Tag im Speisewagen Borschtsch. Allerdings – soweit ich mich erinnern kann – nie mit Entenbrust. Ich werde das ganz sicher bald ausprobieren!
Herzlichst, Conny
Schön, liebe Conny. Die Entenbrust ist eher was für Individualisten, denke ich mir so.